Gereinigtes Abwasser als alternative Wasserressource?

In Zeiten steigender Temperaturen, zunehmender Dürreperioden und Wasserknappheit sind Lösungen gefragt, um lokalem und regionalem Wassermangel zu begegnen und den Verbrauch von hochwertigem Trinkwasser zu reduzieren. Auch bei uns in Deutschland. Ein Weg kann die Nutzung von gereinigtem Abwasser sein, das für die Bewässerung in der Landwirtschaft und Städten sowie in der industriellen Produktion eingesetzt werden kann.

In vielen trockenen Ländern in Europa werden bereits landwirtschaftliche Flächen mit aufbereitetem kommunalem Abwasser bewässert. In Deutschland findet die Kreislaufführung von gereinigtem Wasser bisher vor allem in der Industrie Anwendung, um Wasser zu sparen und weniger Abwasser zu produzieren. Die Nutzung von gereinigtem Abwasser zu Bewässerungszwecken aber war bisher nicht erlaubt.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat deshalb 2021 die Fördermaßnahme „Wassertechnologien: Wiederverwendung“ (WavE) initiiert, die konkrete Lösungsansätze für „Water Reuse“ Projekte genauer untersucht. Insgesamt 14 Vorhaben sind darin gebündelt, die sich mit Technologien und Konzepten zur Wiederverwendung von gereinigtem kommunalem und industriellem Abwasser sowie von aufbereitetem salzhaltigem Grund- und Oberflächenwasser beschäftigen.

Hydroponische Pflanzenproduktion

So wurde zum Beispiel im Forschungsprojekt „HypoWave“ ein besonders wasserschonendes Verfahren für den hydroponischen Anbau von Gemüse mit hochwertig recyceltem Abwasser erprobt. Der Vorteil einer hydroponischen Pflanzenproduktion, also des Anbaus von Pflanzen in wassergefüllten Behältern ohne Erde, liegt im geringen Wasserverbrauch. Dabei versickert kein Wasser und es verdunstet nur wenig. Wichtige Stoffe wie Stickstoff und Phosphor werden den Pflanzen werden direkt aus dem aufbereiteten Wasser zugeführt.

Häusliches Abwasser zur Bewässerung von Nutzpflanzen

Im Rahmen des Projekts „PU2-R“ (Point-of-Use Re-Use) wird Abwasser aus Haushalten gesammelt, dezentral aufbereitet und auf einem Acker zur Bewässerung eingesetzt. Anhand chemischer und mikrobiologischer Analysen werden dabei Belastungen von Wasser, Boden und Pflanzen mit Spurenstoffen, Bakterien und Viren untersucht, um mögliche Risiken für Mensch, Umwelt und die bewässerten Nutzpflanzen zu erfassen. Außerdem werden Transport- und Transformationsprozesse beobachtet und aufgezeichnet. Am Ende soll ein Tool stehen, mit dem das Potenzial dezentraler Wasserwiederverwendung abgeschätzt werden kann.

Europäische Verordnung zur Wasserwiederverwendung

In Europa gab es bis vor kurzem eine Vielzahl unterschiedlicher Verordnungen und Richtlinien, die die qualitativen Mindestanforderungen an aufbereitetes Wasser für eine sichere Wiederverwendung festlegten. Um eine einheitliche Regelung zu erreichen, ist am 26. Juni 2023 die Verordnung zur Wasserwiederverwendung (Verordnung (EU) 2020/741, EU-WasserWVVO) in allen EU-Mitgliedstaaten in Kraft getreten. 

Die Verordnung beschränkt sich nur auf die landwirtschaftliche Bewässerung mit behandeltem kommunalem Abwasser.

Auch in Deutschland müssen die Vorgaben nun umgesetzt werden. Die Mindestanforderungen, die hierzulande gelten sollen, werden derzeit definiert.

Cheewynn (KI) – stock.adobe.com

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