Wenn der Wirtschaft das Wasser ausgeht

Wasser ist kostbar – dieser Satz hatte bisher für uns kaum Bedeutung. Denn wir waren in Deutschland, in Europa, mit Wasser immer und überall gut versorgt. Doch das ändert sich gerade. Langanhaltende Hitzeperioden und Dürren werden auch hier im Sommer mancherorts zur neuen Normalität. Und durch den Klimawandel „verschwindet“ unser Wasser. Gerade haben Forscher des Deutschen GeoForschungsZentrums festgestellt, dass Deutschland in den letzten 20 Jahren 760 Millionen Tonnen Süßwasser verloren hat – pro Jahr!

Das bleibt nicht folgenlos und das bekommt inzwischen auch die Wirtschaft immer deutlicher zu spüren. Bekanntestes Beispiel ist die TESLA Fabrik in Grünheide/Brandenburg. Die Frage, woher eigentlich das Wasser kommt, das im Werk benötigt wird, hat es bei diesem Projekt bis in die Öffentlichkeit geschafft. Denn der örtliche Wasserzweckverband sah sich zunächst nicht in der Lage, mit den vorhandenen Wasserrechten die benötigten Wassermengen bereitzustellen, ohne nicht gleichzeitig die Versorgung der Bevölkerung in Gefahr zu sehen.

Auch am Rhein kann man inzwischen besichtigen, was ohne ausreichend Wasser aus dem natürlichen Wasserkreislauf droht – Schiffstransporte fallen aus, Lieferketten kommen ins Stocken, Kühlprozesse können nicht mehr gewährleistet werden. Kurzum – die Wirtschaftsleistung sinkt.

Volkswirtschaften droht Schrumpfung

Was wir bisher als Ausnahmen wahrnehmen – Industrie und Landwirtschaft benötigen Wasser, dass am jeweiligen Ort nicht ausreichend zur Verfügung steht –, wird nach Ansicht von Experten in den kommenden Jahren zu einem wachsenden Problem – in den Wassermangelgebieten weltweit, aber auch in einigen Teilen Deutschlands. Die Global Commission on the Economics of Water (GCEW), der auch der Direktor des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung Johan Rockström angehört, schätzt, dass entwickelten Industrieländern durch zunehmende Wasserknappheit ein Verlust des Bruttoinlandsproduktes von bis zu acht Prozent bis 2050 droht. Weniger entwickelte Volkwirtschaften müssten sogar mit bis zu 15 Prozent Rückgang ihres BIP rechnen.

„Der Klimawandel, die Entwaldung und der Verlust der biologischen Vielfalt sind sich gegenseitig verstärkende Faktoren, die die Niederschlagsmuster – die Quelle allen Süßwassers – verändern. Wir spüren die Auswirkungen eines gestörten Wasserkreislaufs durch die zunehmende Häufigkeit und Schwere von Dürren und Überschwemmungen, aber auch durch jahreszeitlichen Verschiebungen in der lokal verfügbaren Wassermenge.“, so die GCEW.

Weil der Rahmen, innerhalb dessen sich die Ökonomien bisher entwickelt haben, bereits nicht mehr existiert, ruft die Kommission dazu auf, alles zu unternehmen, um den globalen Wasserkreislauf zu stabilisieren.

Anpassungsmaßnahmen notwendig

Dazu gehört zuallererst der Kampf gegen den Klimawandel, in dem jedes Zehntel Grad zählt. Aber auch lokale Anpassungsstrategien sind wichtiger denn je. In Deutschland lässt sich deshalb ein Paradigmenwechsel beobachten. Wasser soll nicht mehr sofort abgeleitet werden, sondern muss bestmöglich zurückgehalten werden. 

Daraus resultieren Maßnahmen wie die Wiedervernässung von Mooren, die Rückverlegung von Deichen, die Instandsetzung von Auenlandschaften, aber auch der städtebauliche Umbau zu Schwammstädten. In Landwirtschaft und Industrie muss der Fokus auf wassersparender Produktion und Kreislaufwirtschaft liegen. Und ganz wichtig: Wasserver- und -entsorger müssen frühzeitig eingebunden werden, wenn wasserintensive Investitionen anstehen. Nur so lassen sich Nutzungskonflikte fair ausgleichen.

Last but not least: Zu Hause können wir alle unseren Beitrag leisten, indem wir sorgsam mit Wasser umgehen und die vorhandenen Ressourcen bestmöglich schützen.

Jürgen Humbert – stock.adobe.com

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