Dehydration ist signifikantes Gesundheitsrisiko

Mit dem warmen Wetter bahnen sich die ersten Hitzewellen an. Was für Jüngere einfach nur eine körperliche Belastung ist, wird für Menschen ab 65 zum Risiko. Denn Dehydration, also Flüssigkeitsmangel im Körper, unter dem ohnehin viele Senioren leiden, kann dann schnell lebensbedrohliche Ausmaße annehmen.

Dass ältere Menschen an Dehydration leiden, ist keine Seltenheit. Zwar lässt sich der Anteil laut Forschern nur schwer beziffern und nicht verallgemeinern, da der Gesundheitszustand und die Lebenssituation großen Einfluss auf die Ernährungssituation haben. Untersuchungen legen jedoch nahe, dass jeder siebte Über-65-jährige und jeder vierte Über-85-jährige zu wenig trinkt. (1)

Die Gründe dafür sind vielfältig, denn natürliche Alterungsprozesse beeinflussen die Funktionsweise des Körpers. So nimmt mit zunehmendem Alter die Fähigkeit der Nieren ab, den Wasserhaushalt über Ausscheidungen zu regulieren. Der Körperwassergehalt sinkt und auch das Durstempfinden lässt nach. Ein verringertes Seh-, Kau- oder Schluckvermögen sowie möglicherweise eingeschränkte Fingerfertigkeiten durch Lähmungen oder Zittern begünstigen ebenfalls die verminderte Flüssigkeitsaufnahme. Medikamente, Krankheiten mit erhöhten Ausscheidungsmengen oder geistige Defizite wie Vergesslichkeit oder Verwirrtheit sind weitere mögliche Gründe und tragen genauso zu einer reduzierten Wasserbilanz bei wie beispielweise der Wunsch, bei Inkontinenz oder dem Bedarf an nächtlichen Toilettengängen die Urinmenge zu reduzieren.

Wassermangel hat vielfältige Auswirkungen auf Körper und Geist

Doch wer zu wenig trinkt, geht im Alter hohe Risiken ein. Schon ein geringes Defizit im Wasserhaushalt des Körpers kann gravierende Folgen haben. Die kognitive Leistungsfähigkeit geht zurück, was Verwirrtheit oder Demenz deutlich verstärkt. Auch die Wirkung vieler Medikamente wird durch einen gestörten Wasserhaushalt beeinträchtigt. Zudem holt sich der Körper Wasser, wo er es bekommen kann. Verminderter Speichelfluss oder vermindertes Schwitzen mit den entsprechenden Nachteilen für die Regulation der Körpertemperatur sind die Folgen. Ist die Kreislauffunktion beeinträchtigt, kann es schneller zu Stürzen mit dem im Alter schlimmen Folgeschäden kommen.

Auf eine ausreichende Wasserzufuhr ist im hohen Alter deshalb besonders zu achten. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung DGE empfiehlt eine durchschnittliche Menge von 1,3 bis 1,5 Litern. Doch weist man bei der DGE auch darauf hin, dass die Bedarfe besonders bei Älteren individuell sehr stark variieren können. Wird zum Beispiel sehr wenig gegessen, fehlt der Flüssigkeitsanteil, der sonst über die Nahrung aufgenommen wird. Auch sehr rüstige Senioren, die sich viel bewegen und Sport treiben, haben unter Umständen einen höheren Trinkbedarf. Auf der anderen Seite gibt es Krankheiten, wie Nierenschäden oder Herzinsuffizienz, die eine geringere Flüssigkeitsaufnahme erfordern. Eine Rücksprache mit dem Arzt ist hier angeraten.

Mehr Flüssigkeit aufnehmen mit diesen Tricks

Um Wassermangel vorzubeugen, gibt es eine Reihe von Tipps:

  • Getränke sollen zu allen Mahlzeiten gereicht werden, wenn nötig mit entsprechender Hilfestellung.
  • Trinkrituale wie „Aufwach-Wasser“, „5-Uhr-Tee“ oder Nachmittagskaffee schaffen zusätzliche Gelegenheiten.
  • Getränke in Sicht- und Reichweite an verschiedenen, vielfrequentierten Orten bereitzuhalten, erhöht das Trinkvolumen.
  • Ein Trinkwecker oder Trinkprotokoll zum Abhaken erinnert an die regelmäßige Flüssigkeitsaufnahme.
  • Lieblingsgetränke und wasserhaltiges Obst unterstützen den Trinkprozess.

Ein wichtiger Hinweis kommt außerdem von Dr. Stefan KochForum Trinkwasser: „Wir erleben oft, dass besonders im hohen Alter transparente Dinge nicht so gut wahrgenommen werden. Das ist natürlich ein Problem, wenn man zum Trinken eines Glases Wasser animieren will. Unsere Empfehlung lautet deshalb, die Flüssigkeit mit etwas Fruchtsaft zu färben oder auf bunte, ansprechende Trinkgefäße zurückzugreifen. Viele Senioren haben auch ihre ’Lieblingstasse’, aus der es sich gleich viel leichter trinkt.“

(1) Volkert, D., Kreuel, K. & Stehle, P. „Ernährung ab 65“—. Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie, Vol.37, issue 6, 436–443 (2004). https://doi.org/10.1007/s00391-004-0235-0

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