Der Boden – unverzichtbarer Helfer für sauberes Trinkwasser

Auch wenn wir es selten so wahrnehmen – wie Wasser und Luft ist auch der Boden eine lebenswichtige Ressource. Er ermöglicht die Produktion von Lebensmitteln, ist Lebensraum für viele Arten, speichert Regenwasser und bildet eine Schutzschicht für unser Grundwasser. Und er reinigt all das Wasser, das er in Form von Regen und Schnee aufnimmt und das zu dem Grundwasser wird, aus dem wir 70 Prozent unseres Trinkwasserbedarfes in Deutschland decken.

Was genau passiert dabei im Boden? Wenn Wasser auf die Erde trifft und über Hohlräume und Poren in die Tiefe dringt, durchläuft es physikalische, chemische und biologische Prozesse. Die Physik sorgt dafür, dass feste Bestandteile mechanisch getrennt werden. Wie bei einem Kaffeefilter dringen nur noch gelöste Stoffe durch die immer kleiner werdenden Spalten und Risse, alle anderen Bestandteile lagern sich ab.

Physik, Chemie und Biologie bestimmen Reinigungsprozesse

Die gelösten Stoffe treffen im Untergrund auf andere Strukturen, beispielsweise Mineralien oder organische Verbindungen. Die Chemie bewirkt hier, dass verschiedene Elemente miteinander Verbindungen eingehen und im Boden verbleiben. Vielfach funktioniert dieser Prozess jedoch nur eine begrenzte Zeit. Sind die Verbindungspartner „vergeben“, dringen die Wasserbestandteile einfach weiter ins Grundwasser vor. Ein prominentes Beispiel dafür ist Nitrat, das schon heute viele Wasserversorger vor große Probleme stellt.

Der wichtigste Prozess für die Reinigung des Wassers ist aber ein biologischer. Der Boden ist voll von Lebewesen. In einer Handvoll Erde tummeln sich mehr Bakterien, Pilze, Algen, Einzeller, Fadenwürmer, Regenwürmer, Milben, Asseln, Springschwänze und Insektenlarven, als es Menschen auf der Erde gibt. Die Bodenlebewesen zersetzen alle organischen Bestandteile des Wassers und wandeln sie um. Auch eine Vielzahl von Schadstoffen (u.a. Pestizide, Arzneimittelrückstände) bestehen aus organischen Verbindungen und werden von Mikroorganismen zersetzt.

Bodenleben muss gesund sein

Ein intaktes Bodenleben ist dafür jedoch die Voraussetzung. Leider hat die intensive landwirtschaftliche Nutzung vielen Böden stark zugesetzt. Ein Überangebot an Nährstoffen durch Dünger, fehlendes organisches Material, das den Boden bedeckt und damit Schutz und Nahrung bietet, sowie der Einsatz von Schädlingsvernichtern und Pflanzenschutzmitteln haben die Lebensgemeinschaft im Boden nachhaltig geschädigt. Eine zu dünne Humusschicht ist der Indikator dafür, dass hier etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist.

Dazu kommt, dass große Teile des Bodens komplett versiegelt sind. Jeden Tag kommen Flächen von der Größe mehrerer Fußballfelder dazu. Wo aber der Boden bebaut, verdichtet oder verkrustet ist, fließt Wasser einfach ab. Zur Grundwasserneubildung steht es gar nicht erst zur Verfügung.

Dr. Stefan Koch vom Forum Trinkwasser e.V. appelliert daher daran, den Boden als Filter und Puffer nicht zu übernutzen: „Wir müssen Schadstoffe, die während der Bodenpassage nur begrenzt abgebaut werden können, so weit wie möglich aus dem Wasserkreislauf heraushalten. Das bedeutet konkret, deren Einsatz weitestgehend zu reduzieren und – wo möglich – gänzlich zu vermeiden.“

„Boden und Grundwasser haben ein langes Gedächtnis – einmal mit Schadstoffen belastet, sind die Quellen für die Trinkwassergewinnung kaum noch nutzbar.“, so Koch.

Alexsei Sakirow – adobe.stock.com

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