Deutschland ist ein wasserreiches Land. Flüsse, Seen, Meere – unzählige deutsche Städte liegen am Wasser. Fast jeder kennt Hamburg, München oder Kiel. Aber schon mal die Wasserwege Augsburgs oder Papenburgs erkundet? Wir haben uns vier vielleicht nicht ganz so prominente Städte im Norden, Süden, Westen und Osten Deutschlands rausgepickt, die eine interessante wasserreiche Geschichte haben. Ausflugstipp inklusive.
Augsburg: Einfallsreiche Wasserbaumeister
Dass Wasser lebenswichtig ist, erkannten schon die alten Augsburger Stadtbaumeister. Sie ließen sich so einiges einfallen, um das Wasser der Flüsse Lech, Wertach und Singold derart zu stauen und umzuleiten, dass es die ganze Stadt erreichte. Damit waren sie Vorreiter in ganz Europa. Seit dem 8. Jahrhundert durchziehen die Kanäle die Altstadt, in der im Mittelalter das Handwerk zu Hause war, denn Gerber, Färber, Müller und Goldschmiede brauchten das Fließgewässer und die Wasserkraft für ihre Arbeit.
Heute verschönern die vielen Kanäle und Brunnen die Altstadt mit ihren zahlreichen kleinen Läden und Wohnungen. Und die unzähligen Brücken: Allein 500 Brücken zählt das Viertel rund um die Lechkanäle – nicht nur hübsch anzuschauen, sondern meist auch notwendig, damit die Anwohner in ihre Häuser gelangen können.
Was die Wasserbaumeister damals noch nicht ahnten: Ihr Einfallsreichtum erwies sich als so beispiellos, dass das Augsburger Wassermanagement-System mit seinen 22 Objekten – Trinkwasserwerke, Monumentalbrunnen, Wasserbauwerke, Kraftwerke, Wasserläufe und Kanäle – seit 2019 auf der Liste des UNESCO-Welterbes steht.
Unser Tipp:
Jeden ersten Sonntag im Monat ist Augsburger Wassertag. Von Mai bis Oktober werden unterschiedlichste Führungen zum Thema Wasser angeboten, zum Beispiel mit Bertolt Brecht auf den Spuren der Wasserwirtschaft. https://wassersystem-augsburg.de
Das gibt es nur in Augsburg:
Die Fuggerei ist die älteste bestehende Sozialsiedlung der Welt, eine Stadt in der Stadt mit 67 Häusern und 142 Wohnungen. Bereits seit 1521 haben bedürftige Augsburger Bürger die Möglichkeit, dort für eine obligatorische Jahres-Kaltmiete von 88 Cent zu wohnen.
Papenburg: Vom Torfstecher zum Hochseekapitän
Sie ist schon von weitem zu erkennen und prägt das Stadtbild Papenburgs wie kaum etwas anderes: die weltberühmte Meyer Werft. Mit ihren riesigen Hallen und Docks überragt sie die ganze Stadt. Und damit ist schon klar, wie sehr die emsländische Stadt mit dem Wasser verbunden ist. Quer hindurch fließen mehr als 40 Kilometer Kanäle mit romantischen Klapp- und Drehbrücken, die ein Überbleibsel sind aus den Tagen, in denen rund um Papenburg das Moor kultiviert und der Torf abgebaut wurde.
In den Gewässern selbst erinnern eindrucksvolle Zeugen der Seefahrergeschichte an diese Zeit: Sechs Schiffsnachbauten mit ungewöhnlichen Namen, vom einfachen Kahn bis zur großen Brigg, bilden zusammen ein einzigartiges Freilicht-Schifffahrts-Museum.
Dabei hat die Geschichte der 1631 gegründeten Stadt ganz anders begonnen: Die ersten Siedler begründeten auf Anwerbung von Dietrich von Velen, dem Stadtgründer, als Torfstecher die älteste und größte Fehnkolonie Deutschlands, heute noch anschaulich zu erkunden in der Von-Velen-Anlage.
Unser Tipp:
Im Frühsommer bei Morgengrauen ins Moor gehen! Wer bei Sonnenaufgang auf einem der Moorpfade spazieren geht, ist meist ganz für sich allein. In dieser Zeit kann man die Natur erwachen sehen und viele Vogelarten beobachten.
Das gibt es nur in Papenburg:
Eine der größten und modernsten Werften der Welt ist hier zu Hause: Vor 225 Jahren begann Willm Rolf Meyer mit dem Bau kleiner Holzsegler, heute entstehen in der Meyer Werft in Papenburg die größten Luxusliner der Welt. Die größte Halle der Werft ist 504 Meter lang, 125 Meter breit und 75 Meter hoch. Die Kräne können Lasten bis zu 800.000 kg heben.
Leipzig: Mit der Gondel durch "Klein-Venedig"
Leipzig ist eine klassische Wasserstadt. Rund 250 Kilometer Wasserläufe bahnen sich ihren Weg durch die Stadt, allen voran Pleiße, Weiße Elster, Luppe und Parthe, und mehr als 100 Teichanlagen bieten Ruhepole in der Großstadt.
Auch wenn der einwohnerreichsten Stadt Sachsens ein großer, prägender Strom fehlt, war und ist die Stadtentwicklung stets eng mit dem Wasser verknüpft. Mühlgräben zur Wasserkraftnutzung, Floßgräben zum Scheitholztransport und schiffbare Kanäle, einst für den Transport von Gütern gebaut, prägten das Stadtbild.
Seit den 1990er Jahren wird auch das Umland immer wasserreicher. Geflutete ehemalige Tagebaue bilden das Leipziger Neuseenland mit vielen attraktiven Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten.
Eine beliebte Möglichkeit, Leipzig zu entdecken, ist auf dem Wasser: Mit dem Kanu, Kajak oder Ruderboot geht‘s entlang alter Industrie- und Wohnviertel ins Grüne bis hinein in das Umland. Ein pfiffiger italienischer Wirt hat vor nicht allzu langer Zeit drei echte venezianische Gondeln importiert. Gelenkt von professioneller Hand schaukelt man romantisch durch die Kanäle von Leipzig.
Unser Tipp:
Die monumentalste Sehenswürdigkeit Leipzigs ist wohl das Völkerschlachtdenkmal. Hier kann man nicht nur Geschichte erleben, sondern hat nach dem Erklimmen von 500 Stufen auch noch einen tollen Ausblick über die Stadt. Bei Nacht ist das Völkerschlachtdenkmal übrigens beleuchtet und sieht noch einmal viel eindrucksvoller aus, wenn sich die Silhouette im Wasser des Tränensees spiegelt.
Das gibt es nur in Leipzig:
Mitten auf dem Strömthaler See im Leipziger Neuseenland schwimmt sie, die Kirche Vineta. Im See fest verankert und nur per Boot erreichbar, dient das in Europa einzigartige sakrale Kunstprojekt heute als Location für Hochzeiten, Kulturveranstaltungen und exklusive Feierlichkeiten.
Duisburg: Der größte Binnenhafen der Welt
Wasser hat die Stadt im Laufe ihrer Geschichte maßgeblich beeinflusst. Die günstige Lage am Zusammenfluss von Rhein und Ruhr machte Duisburg schon im Mittelalter zu einer bedeutenden Handelsmetropole. Mit Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert verhalf der aufstrebende Duisburger Hafen der Stadt ein bedeutender Industriestandort zu werden.
Heute hat Duisburg den größten Binnenhafen der Welt, eine Rundfahrt vorbei an unzähligen Hafenbecken, Frachtkähnen und Lagerhäusern ist ein Erlebnis für sich.
Vor den Toren der Stadt erstreckt sich der „Sportpark Duisburg“ mit der Sechs-Seen-Platte, und zahlreiche Radwege – darunter der Europa-Radweg – führen entlang des Wassers und durch die Natur.
Unser Tipp:
Plantschen, matschen, toben auf fast 5.000 Quadratmetern: Im Wasseraktionsspielplatz mit Rutschen-Turm und Floß, Piratenschiff und Wasserkanonen bleibt garantiert niemand trocken.
Das gibt es nur in Duisburg:
Seit 2018 leuchtet in Duisburg eine ganz besondere Verkehrsampel: die weltweit erste und einzige Bergmannsampel. Die kleinen grünen und roten, behelmten Männchen halten eine Grubenlampe in der Hand und erinnern so an die Bergmannstradition der Stadt und des Ruhrgebiets.