Durstgefühl bei Kindern nicht zuverlässig

Durst dient als ein zuverlässiger Mechanismus um sicherzustellen, dass der Körper ausreichend mit Flüssigkeit versorgt wird. Er ist ein Warnsignal, das uns darauf hinweist, dass der Wasserhaushalt im Körper aus dem Gleichgewicht geraten ist und der Körper dringend Flüssigkeit braucht. Bei Erwachsenen sind diese Signale in der Regel gut abgestimmt, und die meisten Menschen reagieren instinktiv auf Durst, indem sie trinken. Anders ist dies bei Kindern. Bei ihnen funktioniert das Durstgefühl nicht zuverlässig.  

Unser Körper besteht zu 50 bis 60 Prozent aus Wasser, bei sehr kleinen Kindern sind es sogar 70 Prozent. Wasser wird dabei ständig ausgeschieden – über Nieren, Darm und Haut und durch die Atmung über die Lunge. Zusammengerechnet verlieren Erwachsene etwa 2,5 Liter Flüssigkeit am Tag. Diese Menge muss kontinuierlich ersetzt werden, durch Flüssigkeit in der der Nahrung und über Getränke. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt eine tägliche Wasserzufuhr durch Getränke von rund 800 bis 1350 ml je nach Alter für Kinder und 1250 bis1550 ml für Jugendliche und Erwachsene (siehe Tabelle).

Wird weniger Wasser zurückgeführt als ausgeschieden, hat das Folgen. Bereits bei einem Flüssigkeitsverlust von nur ein bis zwei Prozent des Körpergewichtes produziert der Körper weniger Speichel und Harn. Das Blut dickt ein, Leistungsfähigkeit und Konzentrationsvermögen lassen nach. Steigt das Defizit weiter an, kann es zu Schwindelgefühl, Kopfschmerzen und im weiteren Verlauf zu Verwirrtheit, Krämpfen bis hin zu Kreislauf- und Nierenversagen kommen.

Trinkmengen: Empfehlung der DGE für Kinder und Jugendliche

Empfohlene Trinkmenge: 620 ml pro Tag

Flüssigkeitszufuhr über Frauenmilch bzw.
Säuglingsanfangsnahrung

Empfohlene Trinkmenge: 400 ml pro Tag

Wasserzufuhr durch Getränke

Empfohlene Trinkmenge: 820 ml pro Tag

Wasserzufuhr durch Getränke

Empfohlene Trinkmenge: 940 ml pro Tag

Wasserzufuhr durch Getränke

Empfohlene Trinkmenge: 970 ml pro Tag

Wasserzufuhr durch Getränke

Empfohlene Trinkmenge: 1170 ml pro Tag

Wasserzufuhr durch Getränke

Empfohlene Trinkmenge: 1330 ml pro Tag

Wasserzufuhr durch Getränke

Empfohlene Trinkmenge: 1530 ml pro Tag

Wasserzufuhr durch Getränke

Durst als Warnsignal des Körpers

Damit das nicht geschieht, reguliert der Körper den Flüssigkeitsbedarf über das Durstgefühl. Es entsteht, wenn mehr als 0,5 Prozent des Körpergewichtes in Form von Wasser fehlen. Das Gehirn registriert das Flüssigkeitsdefizit und signalisiert daraufhin den Nieren, weniger Urin zu produzieren und gleichzeitig die Wiederaufnahme von Wasser zu intensivieren, um den Verlust auszugleichen. Daraus entsteht das Durstempfinden. Es ist ein zuverlässiger Indikator für Wassermangel und die meisten Menschen reagieren instinktiv, indem sie trinken.

Bei Kindern kann das Durstgefühl allerdings weniger verlässlich sein. Sie neigen dazu, ihre Durstsignale zu ignorieren oder zu übersehen. Mehrere aktuelle Studien haben gezeigt, dass Kinder oft nicht ausreichend trinken, selbst wenn sie durstig sind. Dies kann verschiedene Gründe haben:

  • Unzureichend entwickeltes Durstempfinden: Die Fähigkeit, Durst wahrzunehmen und angemessen darauf zu reagieren, entwickelt sich im Kindesalter. Bei kleinen Kindern ist dieses Empfinden noch nicht so ausgeprägt wie bei älteren.
  • Ablenkung: Kinder können leicht von Spielen, Aktivitäten und anderen Interessen abgelenkt werden, wodurch sie das Durstgefühl ignorieren.
  • Fehlende Unterstützung: Kinder sind oft darauf angewiesen, dass Erwachsene ihnen Getränke anbieten. Wenn Eltern oder Betreuer dies nicht aktiv tun, kann es zu Dehydration kommen.
  • Vorliebe für süße Getränke: Kinder haben oft eine Vorliebe für zuckerhaltige Getränke wie Limonade oder Fruchtsäfte. Wenn ihnen diese verwehrt werden, lehnen sie andere Getränke gern ab, was ebenfalls zu einem Flüssigkeitsdefizit beitragen kann.

Und schließlich gibt es auch die Möglichkeit von übermäßigem Durst, was bei Kindern ebenso wie bei Erwachsenen ein Anzeichen für eine Erkrankung sein kann. Hier hilft die Orientierung an den Mengenempfehlungen der DGE, um das Durstempfinden einschätzen zu können.

Zum Trinken animieren

Dass Kinder ausreichend trinken ist für ihre körperliche und geistige Entwicklung enorm wichtig. Um dies zu gewährleisten, gibt es für Eltern deshalb ein paar Tipps und Tricks:

  • Das A & O ist die leichte Zugänglichkeit zu Getränken, vor allem ungesüßten: Bieten Sie ihren Kindern aktiv Wasser oder ungesüßte Tees an und positionieren Sie die Getränke so, dass sie jederzeit leicht zugänglich sind.
  • Schöne Trinkgefäße werden gern genutzt: Eine trendy Wasserflasche oder ein bunter Trinkbecher mit schwimmenden Fischen in der doppelten Gefäßwand machen den Schluck Wasser deutlich attraktiver.
  • Das Auge trinkt mit: Ungesüßte Flüssigkeiten werden interessant, wenn man sie mit Früchten, Kräutern, Eiswürfeln oder einem Tropfen Lebensmittelfarbe aufpeppt.
  • Planung ist alles: Bauen Sie aktiv Trinkpausen in Spiele ein oder erlauben Sie die Installation von Trinkweckern auf dem Handy älterer Kinder. Es gibt viele kindgerechte Trinkapps, die per Timer an den Schluck Wasser erinnern.

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Trinkmengenempfehlungen: https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/wasser/

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