Nachhaltige Pflege im Garten schützt Trinkwasser

Der Frühling ist da und viele von uns können es kaum erwarten, wieder mit der Gartenarbeit zu beginnen. Säen, pflanzen, pflegen, ernten – dabei kommt einem nicht in den Sinn, dass man mit der Arbeit im Garten Einfluss auf die Trinkwasserqualität nimmt.

„Ja, richtig“, sagt Trinkwasserexperte Dr. Stefan Koch vom Forum Trinkwasser, „wie wir unseren Garten oder offene Flächen wie die Terrasse, Wege oder die Hauseinfahrt pflegen, hat durchaus Einfluss auf die Qualität des Wassers, das aus dem heimischen Hahn kommt. Denn was ein Einzelner tut, machen auch viele andere und das summiert sich natürlich“.

Doch was geschieht genau? Vereinfacht gesagt fällt Wasser von oben auf den Boden, versickert darin oder wird abgeleitet. Auf seinem Weg ins Grundwasser oder in die Kanalisation wäscht dieses Wasser eine Vielzahl von Stoffen aus, die sich am oder im Boden befinden. Diese gelangen dadurch in den Wasserkreislauf, wo sie später in der Aufbereitung von Abwasser oder Trinkwasser kaum zu entfernen sind. Mit Blick auf den Garten sind das vor allem Abbauprodukte oder Rückstände von Düngemitteln Unkraut- oder Schädlingsvernichtern.

Wasserkreislauf durch Schadstoffe belastet

Erst kürzlich haben Forschende des Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in einer Untersuchung festgestellt, dass Pflanzenschutzmittel regelmäßig von Feldern in angrenzende Gewässer gespült werden, von wo aus sie in größere Gewässer oder das Grundwasser gelangen. In 80 Prozent der untersuchten Bäche wurden die festgelegten Grenzwerte für Rückstände von Pflanzenschutzmitteln überschritten. Und auch zu hohe Nitratwerte, die aus einer Überdüngung stammen, machen immer wieder Schlagzeilen.

Freilich gibt es einen Unterschied zwischen industrieller Landwirtschaft und der privaten Gartenbewirtschaftung. Pestizide für den Haus- und Kleingartenbereich, wie sie in jedem Gartenmarkt erhältlich sind, haben oft niedrigere Wirkstoffkonzentrationen und sind stärker auf spezifische Anwendungen zugeschnitten. Allerdings müssen sie ebenso wie Düngemittel richtig dosiert und zweckgebunden eingesetzt werden. Und selbst dann sind sie nicht frei von Nebenwirkungen. Denn eine Zulassung für den Privatgebrauch bedeutet nur, dass nachteilige Wirkungen auf Flora, Fauna und den Menschen bei richtiger Anwendung als vertretbar eingestuft wurden.

Tipps vom Experten

Dr. Koch vom Forum Trinkwasser hat einige Tipps für die trinkwasserschonende Gärtnerei:

  • Verwenden Sie Kompost, Mist oder organische Dünger, um Ihre Pflanzen mit den notwendigen Nährstoffen zu versorgen. Kompost ist nicht nur ein ausgezeichneter Dünger, sondern auch ein natürlicher Wasserspeicher.
  • Verzichten Sie auf Unkrautvernichter. Auf versiegelten Flächen wie Wegen oder Einfahrten ist ihr Einsatz ohnehin verboten. Und im Garten hilft regelmäßiges Jäten und Mulchen, das Wachstum der Beikräuter zu unterdrücken. Mulchen ist außerdem eine effektive Methode, um den Boden vor Austrocknung zu schützen und damit den Wassereinsatz zu reduzieren.
  • Für die Schädlingsbekämpfung gibt es Nützlinge, die man aus dem Internet oder einer Gärtnerei beziehen kann. Und manchmal hilft schon verdünnte Milch oder ein Wasserstrahl (Blattläuse).
  • Nutzt man dennoch chemische Mittel, dürfen Reste niemals einfach in die Toilette oder auf den Boden gegossen werden. Eine Entsorgung über den Sondermüll ist notwendig.
  • Wer ganz sicher gehen will, lässt in regelmäßigen Abständen eine Bodenanalyse machen. Sie gibt Aufschluss über den pH-Wert, die Nährstoffzusammensetzung und die Bodenstruktur und ermöglicht eine gezielte und bedarfsgerechte Düngung. Damit wird das Auswaschen von überschüssigen Nährstoffen reduziert.

andrea – stock.adobe.com

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