Am 5. Mai vor 13 Jahren hat die Weltgesundheitsorganisation WHO den „Welttag der Handhygiene“ ins Leben gerufen. Spätestens seit Beginn der Pandemie ist jedem von uns bewusst, wie wichtig regelmäßiges und gründliches Händewaschen ist, sind die Hände doch die häufigsten Überträger von Krankheitserregern. Dabei ist diese Erkenntnis nicht neu: Mitte des 19. Jahrhunderts verstand der ungarische Arzt Ignaz Philipp Semmelweis als einer der ersten, dass ungewaschene Hände und fehlende Desinfektion für Kindbettfieber und Tod von schwangeren Frauen verantwortlich waren.
Wer heutzutage ein Krankenhaus betritt, findet schon am Eingang den ersten Spender mit Desinfektionsmittel. Besucher*innen, Schwestern, Pfleger und Ärzte*innen werden aufgefordert, sich vor jedem Händeschütteln oder Patientenkontakt ihre Hände gründlich zu desinfizieren, um eine Übertragung von Krankheiten zu vermeiden. Was für uns heute selbstverständlich ist, war Mitte des 19.Jahrhunderts jedoch noch vollkommen unbekannt.
Damals war es für Schwangere nahezu lebensgefährlich, in einer Klinik zu entbinden: Viele werdende Mütter starben bei der Geburt. Die schlechte Luft der Großstadt oder ein Milchstau in der Brust galten lange als Ursache für ihren Tod, der als unabänderlich in Kauf genommen wurde. Erst die Erkenntnisse des ungarischen Gynäkologen Ignaz Philipp Semmelweis (1818 – 1865) brachten die Wende.
Mangelnde Hygiene als Grund vieler Krankheiten
Als Semmelweis als junger Arzt 1846 eine Stelle in der Geburtshilfe des Allgemeinen Krankenhauses der Stadt Wien antrat, machte er eine wegweisende Beobachtung: Auf Geburtshilfe-Stationen, auf denen die Patientinnen von Hebammen oder Nonnen versorgt wurden, war die Sterblichkeit weitaus geringer als auf Stationen, auf denen Ärzte und Medizinstudenten Kontakt zu den werdenden Müttern hatten. Die Mediziner hatten vorher oft Leichen seziert und kamen „mit an der Hand klebenden Cadavertheilen“, wie es Semmelweis beschrieb, zu den Frauen. Doch erst als ein Kollege starb, nachdem ein Student ihn beim Sezieren verletzt hatte, erkannte Semmelweis den Zusammenhang. Ärzte und Studenten brachten den Tod vom Seziertisch mit. Denn das Händewaschen und Desinfizieren vor Patientenkontakt war damals keine übliche Praxis.
Ignaz Semmelweis führte daraufhin Hygienevorschriften ein. So hatten Ärzte, Studenten und Schwestern vor jeder Patientenuntersuchung ihre Hände gründlich und mindestens fünf Minuten lang mit Chlorkalk-Lösung zu reinigen. Doch die Umsetzung dieser Vorgabe gestaltete sich in der Praxis als schwierig. Denn dass Keime Infektionen auslösen, war damals noch längst nicht gängige Lehrmeinung. Und die Vorstellung, dass Ärzte mit ihren eigentlich helfenden Händen möglicherweise den Tod brachten, konnten und wollten viele von Semmelweis‘ Kollegen nicht akzeptieren.
Heute gelten die Entdeckungen von Ignaz Semmelweis, dem „Retter der Mütter“, als grundlegend in der modernen Medizin. Und sein Plädoyer für mehr Hygiene wird nach wie vor verbreitet: Seit 2009 wird unter anderem alljährlich der von der WHO initiierte „Welttag der Handhygiene“ begangen. Das Datum 5.5. wurde dabei als leicht zu merkende Eselsbrücke gewählt – zweimal fünf stehen für die fünf Finger jeder Hand.
Händewaschen, aber richtig
Und wie geht nun richtiges Händewaschen? Viele Menschen glauben, dass die Hände nur durch das Waschen mit heißem Wasser richtig sauber werden. Um das kalte Wasser aus der Leitung hierfür zu erwärmen, wird viel Energie benötigt. Dabei hat die Wassertemperatur gar keinen Einfluss darauf, ob die Hände von Bakterien, Pilzen und Viren befreit werden. Viel wichtiger sind die Dauer des Händewaschens und das gründliche Einseifen der Hände. Eine Anleitung in Schritten findet ihr auf unseren Social Media Kanälen @forumtrinkwasser_ev (Instagram) oder @ForumTrinkwasser (Facebook).
Quellen: bibliomed-pflege.de / ärzteblatt.de