Er entdeckte den Ammoniak, das Narkosemittel Lachgas, die schweflige Säure und erfand das Sodawasser, aber eine Entdeckung machte Joseph Priestley besonders berühmt: Am 1. August 1774 beschrieb der britische Naturwissenschaftler, Theologe und Philosoph in einer Zeitschrift erstmals das Gas Sauerstoff (O) und damit eines der beiden Grundelemente des Wassers (H2O).
Schon vor Jahrhunderten hatte man erkannt, dass Menschen und Tiere in einem dicht geschlossenen Raum nach einiger Zeit ersticken. Daraus schloss man, dass durch das Atmen die Luft „verdorben“ wird. Doch warum und wie das geschieht, blieb lange ein Rätsel, bis im 18. Jahrhundert der Naturwissenschaftler und Theologe Joseph Priestley mit seinen bahnbrechenden Versuchen zur Klärung beitrug.
Beim Erhitzen von Quecksilberoxid erhielt er reines Quecksilber und ein farbloses Gas, „eine Art Luft“, wie er schrieb, das Verbrennungsvorgänge stark fördert. Dieses Gas war in Wasser unlöslich. Wurde es aber mit Stickoxid-Luft vereinigt, trat eine bedeutsame Gasverminderung auf. Dies bezeichnete er als „dephlogistierte Luft“ (phlogistos = griechisch für verbrannt) und entdeckte damit, ohne sich dessen bewusst zu sein, den Sauerstoff.
Nachweis von Sauerstoff ist auch heute noch Lernthema in Schulen
Neben chemischen Experimenten führte Joseph Priestley auch biologische Untersuchungen durch. Der lebenswichtigen Wirkung von Sauerstoff kam er mithilfe eines Experiments auf die Spur, das auch heute noch als „Priestley Experiment“ in Schulen unterrichtet wird. Dazu führte Priestley eine Versuchsreihe mit einer brennenden Kerze und Mäusen unter einer luftdicht abgeschlossenen Glasglocke durch. Die Kerze unter der Glocke erlosch nach kurzer Zeit und wenig später starb auch das Tier. Daraus schlussfolgerte Priestley, dass die Tiere beim Atmen die Luft „verderben“ und dann am Einatmen der „verdorbenen“ Luft sterben.
In einem weiteren Versuch setzte er nicht nur zwei Mäuse, sondern auch eine Topfpflanze unter die Glocke. In dieser Pflanzenluft blieben die Mäuse lange quicklebendig. „Pflanzen können nicht nur in verdorbener Luft überleben, sondern streben danach, den Effekt der Atmung umzukehren und die Luft wieder ‚mild und heilsam‘ zu machen, sodass Lebewesen darin überleben können“, resümierte er. Damit konnte er erstmals aufzeigen, dass Verbrennung und Atmung dasselbe Gas benötigen, nämlich Sauerstoff, der auf natürlichem Weg durch Pflanzen erzeugt wird.
Für Herstellung von Sodawasser geehrt
Zwei Jahre zuvor gelang Joseph Priestley die erste Herstellung von Sodawasser: Mithilfe von Schwefelsäure und einer kalkhaltigen Lösung brachte er Wasser zum Sprudeln. Er hatte das Wasser, wie wir heute wissen, mit Kohlensäure bzw. Kohlendioxid versetzt – er selber sprach noch von „fixierter Luft“. Das Wasser sprudelte ähnlich wie die natürlichen Mineralwässer, die man von jeher für medizinische Zwecke nutzte. So hatte auch das künstliche Mineralwasser einen besonderen Effekt, der sich vor allem in einer Zeit, als Seuchen und Epidemien Europa noch regelmäßig plagten, als sehr nützlich erwies: Kohlensäure ist in der Lage, Keime zu töten. Für diese Entdeckung wurde Priestley 1772 die renommierte Copley Medaille der Royal Society of England verliehen. Damit steht er in einer Reihe mit Darwin, Einstein und Foucault.
Quellen:
br/chemie-schule/deutschlandfunk/srf