Sebastian Kneipp: Vom „Wasserdoktor“ zum Vater der ganzheitlichen Therapie

Heute vor genau 125 Jahren, am 17. Juni 1897, starb einer der wohl bekanntesten Naturheilkundler der Welt – Sebastian Kneipp. Bis heute sind die Erkenntnisse und das daraus gewonnene ganzheitliche Therapiekonzept des Pfarrers und Philosophen hochgeachtet und gelten als Meilenstein in der Medizin. Dabei steht vor allem ein Element im Mittelpunkt: das Wasser.

Alles begann damit, dass Sebastian Kneipp, geboren am 17. Mai 1821 im bayerischen Stephansried, als Priesterschüler lebensbedrohlich an Tuberkulose erkrankte. Die Ärzte hatten ihn bereits aufgegeben, da stieß er auf ein Buch über die Kraft und Wirkung des Wassers. Mitten im Winter badete er mehrmals in der Woche in der eiskalten Donau, eilte dann zurück in seine Stube und packte sich ins warme Bett. Sein Gesundheitszustand besserte sich daraufhin deutlich.

"Kältereiz ist Lebensreiz"

Später, als Pfarrer von Bad Wörishofen erprobte Kneipp noch viele Güsse und Bäder in wechselnder Intensität an sich selbst und entwickelte daraus sein Behandlungssystem, das auf gezielt eingesetzte Kältereize durch Wasser setzt. Mit Güssen, Bädern, Wickeln und Packungen wird der Stoffwechsel aktiviert, der Kreislauf stabilisiert und das Immunsystem angeregt. Zahlreiche Wissenschaftler wie zum Beispiel der Universität Jena und der LMU München haben die Wirksamkeit in Studien eindeutig belegt: Die kalten Güsse nach Kneipp stärken die Abwehrkräfte.

Dabei muss es nicht gleich der Kübel eiskaltes Wasser sein, der einem über den Rücken geschüttet wird. Einen kalten Wasserstrahl gleichmäßig über das Gesicht laufen lassen („Kneippscher Espresso“), Wassertreten oder Eintauchen der Unterarme in kaltes Wasser – bis heute werden unzählige der von Sebastian Kneipp entwickelten Anwendungen genutzt. Maßvoll gesteigert, um sich langsam an den beabsichtigten Schock des meist acht bis 18 Grad kalten Wassers zu gewöhnen.

Die fünf Säulen der Lehre Kneipps

Zwar verbindet jeder den Namen Kneipp mit dem Element Wasser, seine vor über 150 Jahren entwickelte Kneipp-Therapie besteht jedoch aus mehr als nur dem kalten Nass. Sie ist auf dem Zusammenspiel von fünf Säulen aufgebaut: Wasser, bewusste Ernährung, Bewegung, Heilkräuter und innere Balance.

Das eigene Leid hatte Kneipp deutlich gemacht, wie wichtig die Lebensumstände für das körperliche Wohlbefinden sind. Damit blickte als einer der ersten seiner Zeit hinter die Symptome auf die Ursachen der Krankheit. Er erkannte, dass der Mensch, seine Lebensgewohnheiten und seine natürliche Umwelt als Einheit anzusehen sind und neben der körperlichen Unversehrtheit auch alle anderen Säulen in Balance zueinander stehen müssen.

Das grosse Kneippbuch von 1915. Gemeinfrei

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