Trinkwasser-Angebot in der Gastronomie

„Ein Glas Leitungswasser, bitte!“ Dieser Gästewunsch bleibt in vielen deutschen Restaurants, Cafés & Co. leider oft noch unerfüllt. Daran hat auch die seit diesem Jahr verbindliche neue EU-Trinkwasserrichtlinie nicht viel geändert – sie stellt keine Verpflichtung für Gastronomiebetreiber dar, sondern ist vielmehr eine Anregung, Leitungswasser gratis oder gegen eine geringe Gebühr bereitzustellen. Für viele Gastronomen erscheint es jedoch deutlich attraktiver, aufgrund der hohen Gewinnspanne Flaschenwasser anzubieten. Dass es auch anders geht, zeigen folgende Beispiele.

Trinkwasser als gelebte Gastlichkeit

Die Heimwerk-Restaurants in München und Düsseldorf (und bald auch Berlin) haben die Debatte ums Leitungswasser so für sich geklärt: In allen Restaurants können sich die Gäste ihr Wasser nach Lust und Laune aus einem TRINKWASSERBRUNNEN selbst zapfen. Geschäftsführer Archibald Graf von Keyserlingk meint: „Kostenloses Trinkwasser ist ein wesentlicher Bestandteil unseres Konzeptes, genauso wie  Fleisch aus artgerechter Tierhaltung und natürliche Produkte aus nachhaltiger Landwirtschaft. Wir verstehen es als Teil unserer gelebten Gastlichkeit und profitieren sogar davon. Die Mitarbeiter haben keine Arbeit mit Wasserabfüllen und Servieren, der Bestellung und Lagerhaltung.“

Auf Selfservice setzt auch das Kaffeebarkonzept Coffee Bay in Gießen. Während das gewünschte Heißgetränk frisch zubereitet wird, to go im eigenen oder kompostierbaren Becher oder zum Trinken vor Ort, freut sich der Gast über ein erfrischendes Glas Trinkwasser aus dem GETRÄNKESPENDER. Kostenlos und immer frisch aufgefüllt. „Diesen Service bieten wir in allen unseren vier Filialen schon seit mindestens elf Jahren an“, sagt Geschäftsführerin Esther Demand. „Der Aufwand ist gering und die Kunden lieben es, die Kinder ganz besonders.“ 

Pauschale gegen den großen Durst

Ein Glas Leitungswasser zum Kaffee ist im Romantik Hotel & Restaurant Jagdhaus Waldfrieden im schleswig-holsteinischen Bilsen seit Jahren selbstverständlich. Und bei größerem Durst? Vor allem im Sommer? Da hatte Hotelinhaber Siegmund Baierle eine clevere Idee: Er bietet seinen Gästen stilles oder sprudelnd aus einer Trinkwasseranlage gezapftes kühles Nass als TAFELWASSER-PAUSCHALE auf der Mittagskarte an. So können sie den Durstlöscher endlos genießen. Seine Kosten sind damit gedeckt, die Gäste freuen sich über das Angebot und trinken neben dem Wasser gern noch etwas anderes dazu. Ein Verlustgeschäft ist das Trinkwasser somit auf keinen Fall.

Im Lüneburger Restaurant To Huus gehört ein GLAS LEITUNGSWASSER zum Espresso zum normalen Gästeservice. Doch auch wer zum Cappuccino oder Wein ein Glas Trinkwasser wünscht, bekommt es kostenfrei serviert. „Das Leitungswasser hat in Lüneburg einfach eine tolle Qualität“, sagt Stefanie Zaun, Betriebsleiterin des Lüneburger Restaurants. „Für uns ist der Aufwand gering und die Gäste schätzen den Service sehr.“

Manches hat seinen Preis

Dass Trinkwasser im Restaurant durchaus auch etwas kosten darf, ist Wirt Peter Wieser vom Ratskeller München überzeugt. Vor allem, wenn es sich um ein  „naturbelassenes Spitzenprodukt“ und „eines der besten Trinkwasser in Europa“ handelt, wie die Stadtwerke München ihr Trinkwasser rühmen. Dementsprechend hat das Leitungswasser in seinem Ratskeller auch einen PREIS. 1,90 Euro kostet hier ein aufgesprudeltes Viertelliter „Loisacher“ in der Karaffe, benannt nach seiner Ursprungsquelle, und ist damit immer noch deutlich günstiger als Flaschenmineralwasser. „Der Gast bezahlt ja nicht nur das Wasser, sondern vor allem die Dienstleistung“, sagt Peter Wieser. „Gläser und Karaffen werden bereitgestellt und müssen gespült werden, das Wasser wird an den Tischen serviert und das Ambiente des Gasthauses gepflegt.“

Andere Länder - ähnliche Sitten

Was spricht also dagegen, dem Gast im Restaurant, Bistro oder Café Leitungswasser anzubieten? Vor allem dann, wenn er auch andere Getränke und Speisen konsumiert. In anderen Ländern funktioniert es doch auch – und das, obwohl die Wasserqualität mit der deutschen oft nicht mithalten kann. In Österreich gehört ein Glas oder eine Karaffe Trinkwasser zum guten Service. Auch in Griechenland oder England muss man es zum Bier oder zum Wein nicht eigens verlangen, es kommt automatisch, oftmals gleich in der Karaffe. In Frankreich haben Gäste sogar einen gesetzlichen Anspruch darauf.

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