Trinkwasser – Qualität aus der Leitung

Trinkwasser ist ein Naturprodukt. Und obwohl es aufgrund seiner sehr guten Qualität in Deutschland ein hervorragender Durstlöscher ist, sind einige Menschen verunsichert, ob das Lebensmittel Nr. 1 nicht unerwünschte Stoffe beinhalten könnte, die seinen Konsum in Frage stellen. Das Forum Trinkwasser hat daher Frau Dr. Ingrid Chorus, Expertin für Trinkwasserqualität und ehemals Leiterin der Abteilung Trinkwasserhygiene im Umweltbundesamt, befragt. Sie erklärt, warum Trinkwasser als Getränk bestens geeignet ist, und man es in Deutschland ohne Bedenken trinken kann.

 

Blei im Trinkwasser kann besonders für Schwangere und Babys bedenklich werden. Muss man sich Sorgen machen?
Chorus: „Seit dem 1. Dezember 2013 liegt der zulässige Höchstwert für Blei bei 0,010 Milligramm pro Liter. Fließt Wasser durch Bleirohre, ist dieser Grenzwert nicht zuverlässig einzuhalten. Das bedeutet für Hauseigentümer und Vermieter, dass möglicherweise noch vorhandene Bleirohre ausgetauscht werden müssen. Wenn Sie sich unsicher sind, ob das Trinkwasser in Ihrem Haus durch Bleileitungen fließt, fragen Sie Ihren Verwalter oder Vermieter oder – wenn Sie Haubesitzer sind – Ihren Installateur. Bleirohre lassen sich auch an ihrer graublauen Farbe erkennen und können ganz leicht – zum Beispiel mit einem spitzen Gegensand  – angekratzt werden, da Blei sehr weich ist. Bleirohre werden allerdings seit 1973 in Deutschland nicht mehr verlegt. Grundsätzlich gilt, dass man zum Trinken und Zubereiten von Speisen kein abgestandenes Wasser verwenden sollte: Lassen Sie es aus dem Kaltwasserhahn solange laufen, bis es frisch und kühl aus der Leitung kommt. Falls Sie noch Bleileitungen vermuten, ist dies besonders wichtig.“


Finden sich in unserem Trinkwasser Rückstände von Arzneimitteln?
Chorus: „Medikamente und ihre Abbauprodukte verlassen unseren Körper nach ihrer Wirkung auf natürliche Weise. Außerdem werden unverbrauchte Tabletten und flüssige Arzneimittel oft fälschlicherweise über die Toilette oder Spüle entsorgt. Einige der vielen Wirkstoffe können die Kläranlagen nicht restlos herausfiltern, und sie gelangen mit dem aufbereiteten Abwasser in die Flüsse. Allein deshalb geraten sie aber nicht bis ins Trinkwasser, denn meist verwendet man in Deutschland zur Trinkwassergewinnung Grundwasser aus tieferen Schichten. Wo dies nicht möglich ist, wird Wasser aus gut geschützten Talsperren genutzt, in das kein gereinigtes Abwasser gelangt. Dort wo zur Trinkwassergewinnung nur Flusswasser zur Verfügung steht, wird es technisch sehr gut aufbereitet oder durch den Boden gefiltert – oft auch beides. In solchen Situationen können Spuren einiger weniger Arzneimittel bis ins Trinkwasser gelangen. Sie sind zwar trinkwasserhygienisch unerwünscht, für den Menschen besteht aber keine Gesundheitsgefahr.“


Ist unser Trinkwasser durch Pestizide belastet?
Chorus: „Regen kann einen Teil der von der Landwirtschaft benutzten Pflanzenschutzmittel in das Grundwasser und in Gewässer spülen. In der Trinkwasserverordnung gelten für Pflanzenschutzmittel jedoch sehr strenge Grenzwerte: Für einzelne Wirkstoffe gilt ein Grenzwert von 0,1 Mikrogramm pro Liter. Die Summe aller gefundenen Pestizidwirkstoffe darf 0,5 Mikrogramm pro Liter nicht überscheiten. Dies sind übrigens sogenannte Vorsorgewerte – sie liegen weit unterhalb der Konzentrationen, die man wählen würde, wenn man einen Grenzwert toxikologisch begründen würde. In dieser sehr geringen Konzentration bieten Spuren von Pflanzenschutzmitteln im Trinkwasser keinerlei Anlass zu gesundheitlicher Besorgnis.“


Uran im Trinkwasser: Gibt es das und ist das gefährlich?
Chorus: „Uran kann naturbedingt  durch uranhaltige Gesteine und Sedimente im Grundwas-ser vorkommen. Deutschland hat allerdings als erstes und einziges Land in der Eu-ropäischen Union im Jahr 2011 einen Grenzwert für Uran im Trinkwasser eingeführt. Er ist in der Trinkwasserverordnung festgeschrieben und beträgt 10 Mikrogramm pro Liter Trinkwasser. Damit hat Deutschland weltweit den niedrigsten Grenzwert für Uran im Trinkwasser und schützt so auch hoch empfindliche Personen – zum Beispiel Säuglinge – lebenslang vor einer möglichen gesundheitsschädigenden Wirkung von Uran. Auch hier schützen die Trinkwasserverordnung und die Kontrolle der Gesundheitsämter. Übrigens liegt dieser zulässige Wert sehr weit unterhalb der Grenze, ab der man sich über die radioaktive Wirkung Sorgen machen würde.“


Wie wird die Trinkwasserqualität in Deutschland insgesamt sichergestellt?
Chorus: „Unser Trinkwasser unterliegt der Trinkwasserverordnung und muss demnach genusstauglich und rein sein. Dafür sind die Wasserversorgungsunternehmen und Inhaber von Wasserversorgungsanlagen verantwortlich. Zudem wird Trinkwasser regelmäßig durch die Gesundheitsämter auf seine Qualität hin überwacht. Die gute Qualität unseres Trinkwassers bestätigt auch der Trinkwasserbericht, den wir Ende 2011 gemeinsam mit dem Bundesgesundheitsministerium veröffentlicht haben. Er zeigt, dass alle größeren Wasserversorger – das sind die mit mehr als 5.000 angeschlossenen Einwohnern – die mikrobiologischen und chemischen Qualitätsanforderungen zu mehr als 99 Prozent einhalten.“

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