Wasser wirkt – von innen wie von außen. Es löscht den Durst, regt den Stoffwechsel an, dient als Verdünnungsmittel und Temperaturregler im Körper. Und: Es hilft uns zu entspannen. Allein schon beim Blick aufs Wasser, aufs Meer oder auf einen See, fühlen wir uns automatisch ein bisschen besser. Dass dies nicht nur eine rein subjektive Wahrnehmung ist, haben Wissenschaftler bestätigt.
Eintauchen, hinabsinken und in tiefblauer Stille schwerelos schweben – jeder Taucher ist süchtig nach diesem Moment. Doch auch wer sich nach einem langen Tag in das wohlig-warme Wasser der Badewanne gleiten lässt, empfindet unmittelbare Entspannung. Woher kommt es, dass wir uns im Wasser so geborgen fühlen, zur Ruhe kommen, Kraft tanken können?
Das liegt womöglich daran, dass Wasser unser Lebenselixier ist. Es bedeckt über 70 Prozent der Erde und unser Körper besteht ebenfalls größtenteils aus Wasser. „Blue Mind“ nennen Meeresbiologen diese tiefe biologische Verbindung – ein sanfter meditativer Zustand, der von Gelassenheit, Stille, Einheit und einem Gefühl von Glück und Zufriedenheit geprägt ist. Schon am Meer spazieren zu gehen oder am See einen Sonnenuntergang zu beobachten, kann ihn auslösen. Dann wandert unser Blick bis zum Horizont, die Weite von Himmel und Wasser scheint grenzenlos, wir fühlen uns frei. „Allein schon wenn wir Wasser hören, kann dies den Ausstoß von Botenstoffen anregen, die sich positiv auf unser Wohlbefinden auswirken und die Blutzirkulation ankurbeln“, sagt der amerikanische Meeresbiologe Dr. Wallace J. Nichols.
Natur und Gehirn sind aufeinader abgestimmt
Nichols hat zahlreiche Studien ausgewertet und dabei herausgefunden, dass unsere positive Reaktion auf Wasser in neurologischen Mustern und Vorlieben im Gehirn begründet liegt, die sich über Jahrtausende gebildet haben. Demnach haben sich beiden komplexen, größtenteils aus Wasser bestehenden Gebilde Erde und Gehirn im Lauf der Zeit immer mehr harmonisch aufeinander abgestimmt. So sorgt das limbische System, das im Gehirn u.a. unsere Emotionen steuert, für Glücksgefühle, allein schon wenn wir uns nur in der Nähe von Wasser aufhalten. Dies bestätigt auch eine Studie der University of Exeter. Hiernach fanden Wissenschaftler heraus, dass Menschen von besserer körperlicher und geistiger Gesundheit waren, je näher sie am Wasser wohnten.
Prägung aus dem Mutterleib
Auch der Psychologe Florian Schmid-Höhne hat die Wirkung des Wassers – insbesondere des Meeres – auf die Psyche erforscht. „Tiefenpsychologische Theorien erklären unsere Faszination zum einen damit, dass das Leben ursprünglich aus dem Meer gekommen ist. Es soll auch eine Rolle spielen, dass wir im Mutterleib in einer ähnlichen Salzlösung entstehen und dort vergleichbare Geräusche wie das Meeresrauschen hören. Außerdem brechen die Wellen in einem regelmäßigen Rhythmus, was wir vom Herzschlag der Mutter kennen. Das alles kann ein Gefühl der Geborgenheit auslösen.“
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